Eine Tagesbetreuung für Kößlarn

Neue Einrichtung findet im Weitneder-Anwesen eine Heimat - Förderverein wird gegründet

Von Carmen Keller
Kößlarn. Im Markt wird eine Tagesbetreuung für Senioren eingerichtet. Läuft alles nach Plan, kann die neue Institution im Erdgeschoss des Weitneder-Anwesens am Marktplatz unter Regie des Josefivereins Ende des Jahres starten. Sie soll Platz für bis zu acht Patienten bieten. Zur finanziellen Unterstützung soll ein Förderverein gegründet werden.

Die Idee, eine Tagesbetreuung anzubieten kommt aus dem Josefiverein-Vorstand. „Ganz Kößlarn wird von uns versorgt“, erklärt Edeltraud Schnall, die Leiterin der Sozialstation. Die Identifikation der Bevölkerung mit der Sozialstation mit insgesamt 25 Mitarbeiterin unter Trägerschaft des Josefivereins sei sehr groß. Bei 330 Mitgliedern im Josefiverein könne man sich ausrechnen, dass aus fast jeder Kößlarner Familie jemand dabei sei.     So sei  es  nur    konsequent, zusätzlich zur bisherigen Versorgung auch eine Tagesbetreuung anzubieten, erläutert Edeltraud Schnall den Grundgedanken, „ein Paket“ zur Versorgung von pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen zu schüren.
Bürgermeister Willi Lindner erachtet es als „wichtig, dass die Leute in Kößlarn bleiben können“. Ganz nebenbei verweist er auf die Qualität der Sozialstation, die erst kürzlich nach einer Prüfung durch den Medizinischen Dienst die Note 1,0 erhalten hat.

Edeltraud Schnall weiß aus Erfahrung, dass es alten Leuten oft suspekt ist, wenn sie zur Tagesbetreuung in ein Heim in fremder Umgebung gebracht werden. Der Platz im Weitneder-Anwesen mit Blick auf den Marktplatz und die Kirchenburg sei etwas ganz anderes, finden alle Beteiligten. „Es klingt zwar etwas klischeehaft, aber das Gefühl ’da bin ich daheim‘ ist sehr wichtig für alte und vor allem dement werdende Menschen“, sagt Willi Lindner.

„Quasi als Überbleibsel der Dorferneuerung“ steht das sanierungsbedürftige Weitneder-Anwesen wie bestellt für das Tagesbetreuungs-Projekt zur Verfügung, freut sich der Bürgermeister nicht minder mit Edeltraud Schnall, die diesen Umstand lieber mit „göttliche Fügung“ umschreibt. Der Markt Kößlarn hatte das Gebäude im Zuge der Schaffung eines neuen Parkplatzes gekauft - und hat es an Georg Hofer wieder verkauft. Dem Kößlarner Lehmbauer liegt auch als Marktrat viel an einer positiven Ortsgestaltung. So war er sofort dafür zu gewinnen, das Erdgeschoss für die Tagesbetreuung an den Josefiverein zu vermieten. Im hinteren Bereich entsteht ein Anbau mit Glasfront. Erstes Obergeschoss und Dachgeschoss werden als barrierefreie Wohnungen ausgebaut. Bürgermeister Lindner ist froh, mit Hofer „einen verlässlichen Partner“ gefunden zu haben.
Dass die Tagesbetreuung nicht kostendeckend arbeiten kann, ist von vornherein klar. Als Geldtopf kommt einerseits die zusätzliche Betreuungsleistung seitens der Krankenkasse von bis zu 104 Euro im Monat bzw. bei als sehr dement eingestuften Patienten von 208 Euro in Frage. Dann gibt es noch die Verhinderungspflege, für die es von der Kasse ebenfalls eine Finanzspritze gibt. Doch das reicht nicht für den Betrieb, vor allem wegen der Personalkosten für eine Halbtageskraft plus Entschädigung für ehrenamtliche Helfer. Edeltraud Schnall, die das soziale Engagement der Kößlarner zu schätzen weiß, hofft, „dass die Tagesbetreuung des Leuten privat etwas wert ist“.
Zum Start der Tagesbetreuung sollen zunächst zwei Tage angeboten werden. Ziel ist es, für acht Patienten an mehreren Tagen Platz zu bieten. „Schön wäre, wenn wir den Samstag im Programm hätten“, hat Edeltraud Schnall    bereits  konkrete Vorstellungen. Denn gerade am Wochenende wünschten sich Angehörige mal einen Tag zum Durchschnaufen. Da sei es schön, wenn man einen Betreuungsplatz habe, erklärt die Sozialstations-Leiterin.

Um das Projekt auf sicheren Grund zu stellen, wollen die Initiatoren einen Förderverein gründen. Für Willi Lindner steht außer Frage, dass es seitens der Kommune eine Verpflichtung gibt. „Wir haben ein soziales Gewissen“, möchte der Bürgermeister den Bedürfnissen von Senioren und deren Angehörigen ebenso gerecht werden wie Familien mit Klein- oder Schulkindern. Dass auch die Kirche mit im Boot ist, hat sich Lindner von Pfarrer Gottfried Werndle bereits bestätigen lassen.
Zur Mitfinanzierung soll ein Förderverein ins Leben gerufen werden. Die Gründungsversammlung findet am Dienstag, 2. Juli, im Gasthaus Bimesmeier-Eichler statt.

Dieser Ausblick macht's: Für die Besucher der Tagesbetreuung ist das Gefühl, daheim zu sein, wichtig. Für das neue Angebot ziehen (v.r.) Sozialstations-Leiterin Edeltraud Schnall, Bürgermeister Willi Lindner und der neue Hauseigentümer Georg Hofer an einem Strang. - Fotos: Jörg Schlegel

Das Weitneder-Gebäude am Marktplatz genießt denkmalrechtlich Ensembleschutz.

Der historische Bestand im Weitneder-Haus wird derzeit sensibel saniert

Quelle: Passauer Neue Presse vom 17. Juni 2015

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